Senat beschließt 34 Millionen Euro starkes Maßnahmenpaket
Der Hamburger Senat hat heute ein vierteiliges Maßnahmenpaket zur Stärkung des Quantencomputing-Ökosystems in Hamburg beschlossen. Hierfür sollen im Zeitraum von 2023 bis 2028 rund 34,1 Millionen Euro bereitgestellt werden. Die Stadt Hamburg übernimmt hiervon einen Finanzierungsanteil von rund 25,1 Millionen Euro. Das Maßnahmenpaket wurde gemeinsam von der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) und der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) entwickelt, um den Auf- und Ausbau dieses Ökosystems bestmöglich voranzutreiben. Die Förderung ist ein weiterer wichtiger Baustein, um die ausgezeichnete Ausgangsposition des Standort Hamburg im weltweiten Wettlauf um diese Zukunftstechnologie zu nutzen.
Ob Klimaveränderungen, globale Logistikfragen oder Wirkstoffkombinationen bei Medikamenten: Quantencomputing gilt als leistungsstarke Schlüsseltechnologie, die maßgeblich zur Lösung immer komplexerer Probleme des 21. Jahrhunderts beitragen kann. Die Erwartung ist, dass mit Quantencomputern in Minuten Berechnungen und Simulationen durchgeführt werden können, für die herkömmliche Computer Monate bis Jahre benötigen. So können beispielweise komplexe Verkehrsflüsse in der Großstadt oder Logistik optimiert werden, etwa indem die besten Routen in Echtzeit berechnet werden.
Um Hamburg zu einem der internationalen Spitzenstandorte im Quantencomputing zu machen, hat der Hamburger Senat ein Maßnahmenpaket für den Aufbau eines Quantencomputing-Ökosystems entwickelt. Dieses soll die gesamte Wertschöpfungskette des Quantencomputing umfassen: von der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte Forschung bis hin zur industriellen Anwendung. Dafür sollen die Potentiale der Hamburger Wissenschaft und Wirtschaft bestmöglich genutzt und gebündelt werden. Die Fördersumme teilt sich auf vier Maßnahmen auf: 19,1 Millionen Euro entfallen auf den Aufbau der Hamburg Quantum Computing School (HQS), inkl. der Kosten der verwaltungsseitigen Abwicklung. Das Projekt „Quantencomputing für die Schifffahrt und die maritime Logistik in Hamburg (QSH)“ am Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) wird mit zwei Millionen Euro unterstützt. Drei Millionen Euro fließen in den Ausbau der Hamburger Quantum Innovation Capital-Initiative (HQIC) sowie zehn Millionen Euro in die Förderinitiative Quantencomputing.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Quantentechnologie ist die Schlüsseltechnologie unserer Zeit. Mit ihr werden wir Lösungen für die komplexen Herausforderungen von heute und morgen finden können – vom Klimawandel über Logistikfragen bis hin zur Impfstoffentwicklung. Hamburg hat eine sehr gute Ausgangssituation, um im Bereich Quantencomputing ganz vorne mitzuspielen. Unsere hervorragenden Hochschulen und unsere weltweit führenden Forschungseinrichtungen haben über Jahre eine exzellente wissenschaftliche Expertise im Quantencomputing gebündelt. Unsere enge Vernetzung vor Ort – zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie – ist unser Standortvorteil. Diese besondere Ausgangssituation müssen wir jetzt gezielt für uns nutzen und diesen Standortvorteil konsequent ausbauen. Das heute beschlossene Maßnahmenpaket des Senats setzt genau hier an. Wir stellen jetzt die richtigen Weichen, damit in Sachen Quantentechnologie niemand mehr an Hamburg vorbeikommt.“
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: „Innovation war noch nie so aufregend wie heute – mit scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten, die durch Technologien eröffnet werden. Die Quantentechnologien werden die Art und Weise, wie wir rechnen, kommunizieren und wahrnehmen, verändern und damit auch die Cybersicherheit, die Entdeckung neuer Medikamente und die Bewältigung des Klimawandels. Wir haben in Hamburg durch die Branchenvielfalt beste Rahmenbedingungen, um praktische Anwendungen zu testen und zu etablieren.“
Prof. Dr.-Ing. Andreas Timm-Giel, Präsident Technische Universität Hamburg: „Die Hamburg Quantum Computing School – HQS – ist ein Pfeiler des Ökosystems Quantencomputing, mit dem wir gemeinsam Hamburg national und international in diesem Zukunftsfeld zur ersten Adresse entwickeln. Hamburg wird ein führender Forschungs- und Entwicklungsstandort für Quantencomputing, an dem auch hervorragende Fachkräfte ausgebildet werden und Start-ups entstehen werden. Modellhaft ist die Zusammenarbeit zwischen der Universität Hamburg und der Technischen Universität Hamburg in der HQS. In der HQS verbinden wir die Forschung und Ausbildung aus dem komplexen System des Quantencomputings: von der Quantenphysik über die Elektrotechnik mit Mikrosystemtechnik und Hochfrequenztechnik bis zur Informatik. Das ist einzigartig. Wir werden eine neue Generation von Forscherinnen und Forschern auf den Weg bringen, die sowohl in der Grundlagenforschung, als auch in der Anwendung in Industrie und Wirtschaft arbeiten werden.“
Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident Universität Hamburg: „Es ist ganz hervorragend, dass Hamburg das Thema Quantencomputing nachhaltig stärken und ausbauen wird. Insbesondere mit der Hamburg Quantum Computing School wird es möglich, die herausragende Expertise, die die Universität Hamburg am Zentrum für Optische Quantentechnologien besitzt, mit den Aktivitäten der Technischen Universität Hamburg und der Hamburger Industrie noch besser zu vernetzen. Gleichzeitig können wir so die für die Zukunft zentral wichtigen Expert:innen in Quantencomputing ausbilden. Die Universität Hamburg wird damit ihre Stellung als wichtiger ‚global player‘ in den Quantentechnologien weiter stärken. Dies ist auch für die nächste Runde der Exzellenzinitiative sehr wichtig.“
Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer CML: „Das Fraunhofer CML vereint Wissen und Erfahrung in der maritimen Logistik, der mathematischen Optimierung und dem Quantencomputing. Damit sind wir der ideale Partner, um Unternehmen aus der maritimen Wirtschaft bei der Einführung dieser neuen Technologie zu unterstützen.“
Hintergrund
Im Wettbewerb um den führenden Standort im Bereich Quantencomputing hat sich Hamburg in den zurückliegenden Jahren in Deutschland eine sehr gute Ausgangsposition verschafft. Mit dem Zentrum für Optische Quantentechnologien (ZOQ) der Universität Hamburg wurde über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren systematisch die notwendige wissenschaftliche Kompetenz in diesem Bereich aufgebaut. Heute zählt das ZOQ zu den wenigen Forschungsgruppen weltweit, die einen Quantencomputer der „nächsten Generation“ bauen können. Dies zeigt sich u.a. an der Einwerbung des Verbund-Groß-Projektes „Rymax 1 Quantenoptimierer“ im Rahmen des BMBF-Förderstrangs Quantentechnologien. In den Jahren 2022 bis 2026 wird im Rahmen dieses Projekts der Bau eines Quantencomputer-Demonstrators auf der Basis von Rydberg-Atomen mit 29 Millionen Euro gefördert. Neben wissenschaftlichen Partnern sind daran High-Tech-Firmen, die OTTO Group und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) als assoziierte Partner beteiligt.
Die Technische Universität Hamburg verfügt über herausragende Kompetenzen in der integrierten Photonik und damit über eine optimale Ausgangsposition, um die Skalierbarkeit photonischer Quantencomputer der nächsten Generation vorzubereiten. Die an der Technischen Universität Hamburg vorhandene Expertise in der Hochfrequenztechnik ist essentiell für die Signalauswertung von Quantencomputern. Im Bereich der algorithmischen Wertschöpfung auf Quantencomputern schließlich nimmt die Technische Universität Hamburg eine deutschlandweit führende Stellung ein und hat eine Stiftungsprofessur bei Fujitsu/Dataport eingeworben.
Die industriellen Anwendungsmöglichkeiten und die anwendungsorientierte Forschung zeichnen Hamburg ebenfalls als erfolgreichen Standort im Bereich Quantencomputing aus. Zahlreiche namhafte Unternehmen, die in besonderer Weise von Quantencomputing-Anwendungen profitieren könnten, sind in Hamburg ansässig (z. B. Logistik-Unternehmen, Unternehmen der maritimen Wirtschaft und der Mikroelektronik, Häfen). In Lokstedt baut das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf dem NXP-Campus ein Quantencomputing-Innovationszentrum auf, in dem Industrieunternehmen gemeinsam mit dem DLR und weiteren Partnern an einer wirtschaftlich relevanten Weiterentwicklung des Quantencomputing-Ökosystems arbeiten. Mit dem Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML verfügt Hamburg zudem über eine Forschungseinrichtung, die erste Erfahrungen in der angewandten Forschung im Bereich Quantencomputing einbringt.
Über die Hamburg Quantum Computing School (HQS)
Die Hamburg Quantum Computing School setzt an einem zentralen Erfolgsfaktor für den Auf- und Ausbau des Quantencomputing-Ökosystems an: Wissenschaftler:innen und Spezialist:innen in den Bereichen Hardware, Software und Anwendungen von Quantencomputern. Diese sollen verstärkt für den Hamburger Standort gewonnen und ausgebildet werden. Dabei handelt es sich um ein von der Universität Hamburg und der Technischen Universität Hamburg gemeinsam betriebenes Großprojekt, in dem die dringend benötigten Fach- und Führungskräfte für Quantencomputing ausgebildet werden sollen. Im Rahmen der HQS werden die beiden zentralen Bereiche Hardware und Software/Anwendung in fachlicher Verschränkung miteinander bearbeitet.
Über das Projekt Quantencomputing für die Schifffahrt und die maritime Logistik in Hamburg
Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleitungen (CML) will komplexe Optimierungsprobleme aus der maritimen Wirtschaft und Logistik zusammen mit Praxispartnern erforschen und für das Quantencomputing anwendbar machen. Mit diesem Projekt soll ein wichtiger Beitrag für eine der Hamburger Schlüsselindustrien geleistet werden. Viele komplexe Fragestellungen der maritimen Logistik – etwa Routen- oder Personalplanung – bilden den Kern des operativen Betriebs verschiedener Akteure der maritimen Wirtschaft. Deren effiziente Lösung ist deshalb von hoher wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung für die Unternehmen.
Über die Hamburger Quantum Innovation Capital-Initiative (HQIC)
Um die Aktivitäten im Bereich Quantencomputing zu bündeln, haben BWFGB und BWI im Mai 2022 die Hamburger Quantum Innovation Capital-Initiative (HQIC) gestartet. Zum weiteren Ausbau von HQIC sollen vor allem die Themen Qualifizierung und Weiterbildung einen größeren Fokus einnehmen. Insbesondere im Bereich der Industriebildung gilt es, am Standort Angebote zu schaffen, die den aktuellen und zukünftigen Bedarf im Bereich Quantencomputing abbilden.
Über die Förderinitiative Quantencomputing
Flankierend zu den übrigen Maßnahmen wird eine „Förderinitiative Quantencomputing“ innerhalb der bewährten Innovationsförderprogramme der IFB Hamburg für Startups sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (FuE) umgesetzt. Mit den dafür bereitgestellten Mitteln sollen gezielt innovative Quantencomputing-Projekte gefördert werden. Diese Förderung soll insbesondere in den bestehenden Förderprogrammen InnoFounder und InnoRampup für Startups sowie im Programm für Innovation (PROFI) integriert werden, das FuE-Vorhaben bestehender Unternehmen auch in Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen fördert.
Rückfragen der Medien
Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke
Silvie Wemper, Pressesprecherin
E-Mail: pressestelle@bwfgb.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bwfgb
Twitter: hh_bwfgb I Instagram: hh_bwfgb
Behörde für Wirtschaft und Innovation
Susanne Meinecke, Pressesprecherin
Telefon: 040 42841 2239
E-Mail: susanne.meinecke@bwi.hamburg.de
Quelle und weitere Informationen:
FHH